Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. In Saratow war… Ich habe vergessen, wie der Wehrbezirk da hieß. Der Befehlshaber war Solomatin. Alle Soldaten aus den Hospitälern kamen dahin. Das war nicht in Saratow selbst, sondern in Tatischtschewo bei Saratow. Da waren die Offiziere untergebracht, die nicht bei ihrer Truppe waren.
  2. Hier war es sehr interessant. Ich sagte in der Personalabteilung: „Ich habe… Ich bin Stabsoffizier der 1. Garde-Armee. Ich bitte Sie, mich dahin zu versetzen.“ – „Wir werden (die Armee) suchen.“ Ich kam immer wieder aus Tatischtschewo dahin, sie sagten: „Wir verstehen das nicht.“ Da traf ich zum Glück einen mir bekannten Oberst.
  3. Ich schilderte meine Lage, er sagte: „Die sind aber wahnsinnig! Sie können nicht herausfinden, wo die 1. Garde-Armee ist. Die gibt es nicht mehr! Der Armeestab ist jetzt der Stab der Südwestfront! Sagen Sie, dass die Sie nach Starobelsk abkommandieren sollen. Die bei der 1. Garde-Armee waren, sind jetzt da.“
  4. Ich bekam einen Schein. Während des Krieges wurden Verpflegungsscheine ausgegeben, die Kommandantur musste etwas zu essen ausgeben. Mit diesem Schein erhielt ich Brot und getrocknete kleine Heringe, das musste für drei Tage ausreichen, für den Weg Saratow-Starobelsk. Sie dachten wohl, man käme im Laufe von drei Tagen mit dem Zug dahin. Ich musste aber mit verschiedenen Zügen fahren. Das war eine schreckliche Qual. Kurz gesagt, 18 Tage und Nächte (war ich unterwegs).
  5. Dann war ich da. Ich wusste schon: Das ist der Stab der Südwestfront. Ich ging hinein und sah da meinen Oberst sitzen! Oberst Nadjoshin. Ich melde mich: „Genosse Oberst der Garde, ich melde mich nach dem Hospital zurück.“ – „Oh, leider gibt es hier keine Stelle für Sie. Ich kann nichts tun.
  6. Melden Sie sich in der Personalabteilung der Front, da sind viele gemeldet. Die werden Sie weiter versetzen.“ Ich war sehr enttäuscht. Die Verpflegung – da erhielt ich Scheine. Ich fand eine sehr alte Dame in Starobelsk und beschrieb ihr einfach meine Lage. Also, ich übernachtete da und ging jeden Tag zur Personalabteilung und hörte: „Nichts… nichts...“
  7. Ja, es gab Angebote, z.B.: „Zugkommandeur!“ Ich sage: „Ich habe eine Ausbildung am Institut gemacht, ich kann das nicht.“ Ich muss sagen: Ein Schreiber machte einen Fehler in meinem Wehrpass. Ich wurde mit dem Hochschulabschluss Leutnant.
  8. Er vergaß nach dem Wort Leutnant „Versorgungstruppe“ zu schreiben. Der in der Personalabteilung meinte dann, dass ich… Ich sagte: „Ich bin nicht von der Kampftruppe, schauen Sie sich die nächste Seite an, da steht Versorgungstruppe.“ – „Ach so…“ Das kann man auslassen, ist nicht wichtig. Schließlich fand er eine Stelle für mich, eine brillante Stelle.