Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Der Pakt mit Deutschland, der Hitler-Stalin-Pakt: Ich erinnere mich gut an die Zeit, an die Zeitungen und Fotos, und nicht nur an das, was ich später im Kino sah. Wissen Sie, bemerkenswert war, dass die Bevölkerung nie an diesen Pakt glaubte. Nach dem vorher Gesagten und nach dem vorgefertigten Bild vom Faschismus… Bei uns sagte man Faschismus, nicht Nazismus.
  2. Dieses Bild war schon in den Vorstellungen des sowjetischen Menschen verankert. Und es war schwer, ihn zu überzeugen, dass jemand anders sein Feind sein könnte als die deutschen und italienischen Faschisten und japanischen Militaristen. Daher zweifelte keiner daran, wer sein Feind sein wird. Was unsere Familie anbelangt: 1940 wurde das Baltikum angeschlossen.
  3. Mein Vater wurde sozusagen mit seiner Familie zusammengeführt. Er träumte natürlich, seine Verwandten zu sehen. Später habe ich erfahren, dass das auch nicht einfach war. Denn meine Onkel, die ein großes Pelzgewerbe hatten, sollten deportiert werden.
  4. Heute sagt man, dass an den Litauern Genozid verübt wurde. Das stimmt, es war ein furchtbarer Genozid an den Litauern. Zuerst wurden aber alle „bürgerlichen und nicht-sowjetischen Elemente“ deportiert. Meine Verwandten kamen als wohlhabende Leute auch auf diese Listen. Aber stellen Sie sich vor, die Arbeiter dieser Werkstatt setzten sich für sie ein.
  5. Sie blieben als Direktoren der Werkstatt da. Mein Onkel hatte schon einen großen Teppich mit einem sowjetischen Thema hergestellt. Ich sah ein Foto davon. Das ähnelt dem „Bolschewiken“ von (Boris) Kustodijew: Ein Mann mit rotem Banner schreitet über Häuser. Und auf dem Banner steht „Kailis-Pelz“, der litauische Betrieb, den sie gegründet hatten.