Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Vor dem Krieg war meine Kindheit in der Sowjetunion dürftig, aber nicht ärmlich. Wir hatten immerhin eine separate Wohnung, meine Eltern waren Ärzte. Obwohl die sowjetischen Ärzte immer wenig verdienten, hielt sich bei uns ein gewisses Lebensniveau. Was bedeutet eine separate Wohnung?
  2. Meine Frau z.B. wohnte in einer Gemeinschaftswohnung, da wohnten 14 Leute in sechs kleinen Zimmern und sie hatten eine Toilette für alle. Ich kannte Wohnungen, wo 30 Leute wohnten, acht Leute in einem kleinen Zimmer. Die Kindheit in Moskau spielte sich im Gegensatz zu vielen anderen Städten im Innenhof ab. Moskau, das ist das Leben im Hof. Wir Kinder liefen im Hof herum, da gab es „Zirkel“, man kümmerte sich um uns.
  3. Kindergärten waren damals sehr rar, wir waren eine Gruppe. Und eine alte Frau betreute uns paar Kinder. Per Zufall, aber auch auf Wunsch meiner Eltern, war die Frau eine „Ehemalige“. Sie hatte das ganze Leben in der Schweiz gelebt, also sprach unsere Gruppe Deutsch. Und wir hatten sogar eine deutsche Bibel.
  4. Bei uns zu Hause gab es viele Bücher. Meine Eltern wollten, dass ich oft in die Museen gehe. Wir hatten mehrere Bibliotheken, eine im Hof und noch die Bezirksbibliotheken. Das Wichtigste in unserem Zuhause waren Bücher und Museen, das behielt ich mein Leben lang. Ich war immer ein Bücher- und Museumsmensch. Davon werde ich noch erzählen.