Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. So begann ich Walentina Alexejewna zu besuchen und sie machte die Meisterklasse mit mir. Sie gab mir so viel – Redekunst und wie man sich einfühlt. Und sie erzählte viel über sich: Wie sie Wosnessenskij las, wie sie mit Simonow bekannt war. Später sah ich in Odessa ein Konzertplakat: „Konstantin Simonow. Walentina Popowa.“ Sie las seine Gedichte.
  2. Sie erzählte, wie Simonow wegging, wie mutig er war. D.h. sie war mit allen befreundet und auch mit (Margarita) Aliger. Sie las als Erste „Soja Kosmodemjanskaja“ und bekam 1949 den Stalin-Preis.
  3. Und ich… Für mich zählten nicht nur die Arbeit mit ihr, sondern auch ihre Erzählungen. Wissen Sie, Gott schenkte mir diese ungewöhnliche Begegnung. Sie machte mich praktisch zu dem, was ich bin, was ich wurde.
  4. Am Anfang war Iwan Georgijewitsch und dann kam (von ihr) die Saat, die ich an keinem Institut bekommen hätte. Und so lange sie lebte, fuhr ich zu ihr und sie arbeitete mit mir. Einmal kam sie mit einem hervorragenden Ein-Personen-Stück über Lenin nach Smolensk.
  5. Sie erzählte: Bei ihr zu Hause wohnte vielleicht ein Jahr ein alter Mann, der neue Programme für Jachontow schrieb. Er hatte ein Stück für sie geschrieben, da gab es auch etwas von Pasternak. Was alle verblüffte: Sie schenkte mir dieses Stück.
  6. Sie sagte: „Ich gebe dir den Stoff für zwei Nächte. Mache eine Komposition daraus.“ Ich bekam später die höchste Auszeichnung des Verbandes der sowjetischen Gewerkschaften dafür. Sie sagte: „Galka, weil du es bist, bekommst du das, es ist ein zeitloses Thema.“ Und später verschwand das „zeitlose Thema“.
  7. Sie gab mir das Original-Verhörprotokoll von Lenin von 1903 vor der zaristischen Geheimpolizei. Das waren solche Sachen… Als ich das (einmal) in der Gesellschaft „Wissen“ vortrug, fragte man: „Wo kommt das her?“ Ich sagte: „Den Stoff habe ich von der Popowa.“
  8. Sie gab mir ein Quellenverzeichnis, damals war es unbedingt notwendig, die Quellen und Autoren anzugeben. Sie schenkte mir dieses Lenin-Thema, mit dem ich sozusagen aufstieg und eine hohe Auszeichnung von den Gewerkschaften bekam. Also, die Popowa gab mir alles, sehr viel. Möge sie in Frieden ruhen. Ich widmete ihr, Walentina Popowa, meine ganze Arbeit und die Gründung meines Theaters. Denn sie machte aus mir, was ich bin.