Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Stellen Sie sich vor, wie wir aussahen. Smolensk wurde immer noch bombardiert. Bei einem Luftangriff mussten wir weg – „Wohin?“ In der Nähe war eine Nische in der Festungsmauer. Wir liefen dahin. Eine Brücke in der Nähe und die Umgebung wurden bombardiert. Wir versteckten uns in der Mauernische. Mama drückte uns an die Mauer und legte sich an die Öffnung. Wir waren hinter ihrem Rücken, sie schützte uns mit ihrem Körper.
  2. Tante Dunja brachte uns wieder zu sich nach Hause. Unsere Truppen waren schon da und in ihrem Haus war ein Hospital mit Verwundeten. Wir wohnten mit ihnen zusammen, bekamen das Gleiche zu essen. Es war 1943. Und 1944 gingen wir ins befreite Smolensk (zurück). Alles war zerstört und wir hatten keine Unterkunft – unser Haus war vernichtet.
  3. In der Nähe der großen Kathedrale stand ein zerstörtes Haus, unten war der Luftschutzraum gewesen. Die Leute übernachteten dort und stiegen dort ab. Da gab es Pritschen, und wir blieben dort. Mama suchte nach Arbeit und war dann irgendwo als Schreibkraft tätig.
  4. In Smolensk blieb ein einziges Gebäude unzerstört, es war vermint, ein ehemaliges großes Hotel. Die Minen wurden geräumt und alle Behörden, die langsam zurück kamen, dort untergebracht. Mama arbeitete dort, ich glaube im regionalen Konsumverband. Ich weiß es nicht mehr, sie war jedenfalls Schreibkraft dort, man bekam da schon Lebensmittelkarten.
  5. Und wir drei blieben im (Keller). Wenn wir da am Gebäude standen und auf Mama warteten… Jedes Mal, wenn ich in Smolensk bin, gehe ich dahin und schaue diesen Keller an. Mein Bruder und ich standen da und haben nicht gebettelt; die Passanten gaben uns dennoch Brot oder etwas anderes.