Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Wissen Sie, es ist besser, über diese zweieinhalb Jahre und wie es war nicht zu erzählen. Ein Haus weiter waren die Deutschen stationiert. Mir wurde befohlen: Wenn ein deutscher Soldat oder jemand anders mich bemerkt, muss ich mich auf den Boden werfen, mit dem Gesicht nach unten, liegen bleiben und erstarren.
  2. Ich verstand nicht, warum ich das tun musste. Aber wenn ich einen deutschen Soldaten sah, warf ich mich auf den Boden und machte mich ganz flach. Ich hob den Kopf nicht, ehe er weg war. Denn von allen Kindern sah nur ich wie ein jüdisches Mädchen aus – meine Schwester nicht. Natürlich verstand ich das überhaupt nicht, einem Kind kann man das nicht erklären.
  3. Mama sagte: „Wenn du dich nicht auf den Boden wirfst und wenn man dein Gesicht sehen wird…“ Sie meinte nicht die Bauern im Dorf, sondern die Fremden, so sagte sie. „Dann wird Tante Dunja erschossen.“
  4. Ich liebte sie so sehr, dass ich sie auch Mama und Dunetschka nannte. „Und wir alle werden auch erschossen.“ Die Anspannung war so stark. Eines Tages, als Tante Dunja weg war, konnte Mama die Anspannung einfach nicht mehr aushalten.
  5. Ich kann diese Geschichte nicht unerwähnt lassen. Mama setzte uns drei auf den Ofen, am Vorabend sagte sie uns: „Steigt hoch.“ Der Ofen wurde geheizt und sie verschloss den Kamin, damit wir alle erstickten. Und als es uns schlecht wurde…
  6. Sie hatte (doch) noch Kraft. Es war im Winter, und sie schleppte uns dann alle in den Schnee. Wir überlebten wieder. Mutti hatte einen Nervenzusammenbruch gehabt und beschlossen, uns auf diese Weise sterben zu lassen.
  7. Was meine Mutter durchmachte, lässt sich nicht beschreiben, es war schrecklich. Ihre Gesundheit war natürlich ruiniert, 1954 starb sie an einem Herzfehler. Während des Krieges bekam sie diese tödliche Krankheit. Man kann sagen, sie setzte ihr eigenes Leben für uns ein.
  8. Das ist das Foto meiner Mutter, es liegt auf der Hand meiner Schwester. Ich habe meine Mutter nie lächeln sehen, Mama lächelte nie. Sie war todmüde und traurig, ich kann es nicht beschreiben.
  9. Ihr Gesicht war vom Krieg gezeichnet. Später, in der heutigen Zeit, sind Artikel über Mama erschienen. Eine israelische Journalistin hat sehr gut über sie geschrieben. Diesen Artikel habe ich: „Mutters Herz“.