Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Am 18. Juni, vier Tage vor dem Krieg – damals wussten wir nicht, in wie vielen Tagen der Krieg kommt. Vormittags am 18. Juni gab es einen Gefechtsalarm. Wir, zehn bis 15 wehrpflichtige Soldaten, bekamen Erkennungsmarken, um sie auszufüllen. Wir bekamen 15 scharfe Patronen, und ich begriff: Der Spaß ist vorbei.
  2. Wir hatten es schwer und zogen uns zurück. An der alten polnisch-sowjetischen Vorkriegs-Grenze hörte ich zum ersten Mal die Radio-Ansprache von Stalin – am 3.7.1941.
  3. Ich hörte sie und mir wurde schwer zu Mute. Mir wurde klar, dass es nicht nur um uns, um unsere Division und Armee, schlecht steht. Aus seiner Rede verstand ich, dass es überall schlecht steht.
  4. Ich sage nur wenige Worte über die deutschen Kriegsgefangenen. Offiziere gab es so gut wie keine, das wunderte mich. Unter den deutschen Kriegsgefangenen gab es kaum Offiziere, sehr wenige Unteroffiziere.
  5. Soldaten gab es, aber auch wenige. Sie wurden aus den Regimentern in den Divisionsstab gebracht. Ich sah illustrierte Zeitschriften bei einigen deutschen Soldaten. Ich nahm sie und las: „Juden hinter Mauern.“
  6. Das ist ein bekanntes Foto, es wird oft abgebildet – die Juden bauen im Warschauer Ghetto eine Mauer um sich herum. Mir war so zu Mute…
  7. Während des Verhörs – ich verhörte ja nicht, das tat jemand von der politischen oder operativen Abteilung. Ich hörte nur genau zu und übersetzte. Und ich bat um die Zeitschrift, um sie zu lesen. Ich wusste Bescheid, sie verheimlichten das nicht besonders.